Dracula

Dieses Album ist die reinste Augenweide. Das muss man schon sagen. Und zwar von der ersten bis zur letzten Seite. Nachdem er 2005 mit Auschwitz ein Album abgeliefert hatte, das trotz jahrelanger Recherche inhaltlich ziemlich daneben war, hat Croci mit Dracula einen Stoff gefunden, der keine historische Genauigkeit verlangt und viel Raum für Interpretationen lässt. Und zu dem sein Zeichenstil um einiges besser passt, als zum Thema Holocaust.

Dabei sind es eigentlich zwei verschiedene Geschichten, die Croci hier erzählt. Im ersten Teil geht es um das Leben von Vlad Tepes, genannt der Pfähler – ein transsilvanischer Finsterling, der sehr eigene Vorstellungen von Gerechtigkeit hat. Bis er eines Tages Bekanntschaft mit einem Wesen macht, das noch absonderlicher ist als er. Der zweite Teil ist eine freie Adaption des Dracula-Romans von Bram Stoker.

Was die Figuren angeht, hat sich Croci bei den Frauen an dem Outfit von Carol Borland aus dem Film Das Zeichen des Vampirs orientiert, bei den Landschaften mehr an Polanskis Tanz der Vampire. Wunderschöne, endlos schneebedeckte, gleichzeitig aber auch düster und unheilvoll wirkende Gegenden, durch die die Kutsche zu dem abgelegenen Schloss fährt, von dem die wenigsten Besucher in der gleichen Verfassung zurückkehren, in der sie aufgebrochen sind.

Einiges erinnert an die morbiden Atmosphären in den Alben von Guillaume Sorel (Die Toteninsel, Der Fluch der Kiesslings), aber Croci lässt seinen Bildern mehr Raum und gibt ihnen dadurch sehr viel mehr Eleganz. Manche Zeichnungen sind ganz- oder doppelseitig angelegt – viele ein Kunstwerk für sich. Ein optischer Genuss, nicht nur für Dracula-Fans.

Pascal Croci, Françoise-Sylvie Pauly: Dracula
160 Seiten, gebunden, 39,95 Euro, Ehapa, ISBN 978-3-7704-3427-5

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