Insel der Männer

Homosexualität wird hierzulande geduldet. Wir haben einen schwulen Außenminister, schwule Bürgermeister und besondere Freude an schwulen Comiczeichnern. Dabei wurde der Paragraf 175, der Homosexualität unter Strafe stellte, erst 1994 aus dem Strafgesetzbuch gestrichen. In vielen Ländern gilt Homosexualität weiterhin als Verbrechen, auf das teilweise sogar die Todstrafe steht. Selbst im europäischen Polen werden Schwule noch diskriminiert, und die katholische Kirche bezeichnet Homosexualität wie vor hunderten von Jahren unverändert als pures Teufelswerk.

So weit ist die Situation also gar nicht weg, die Szenarist Luca de Santis und Zeichnerin Sara Colaone in diesem Album schildern. Sie erzählen die Geschichte des inzwischen 75jährigen Antonio, genannt Ninella, der wie 300 andere Schwule zwischen 1938 und 1943 in einem italienischen Internierungslager ohne Rechtsgrundlage eingesperrt war.

Es sind es eher die leisen Töne, die dieses Albums bestimmen. Das Leben im Lager ist nicht besonders hart. Aber die Gefangenschaft und die damit verbundene Abwertung macht vielen zu schaffen und führt am Ende doch zu Eskalationen.

Trotzdem passiert nicht allzu viel in diesem Album. Die Zeichnungen machen da mehr her. Wer ihren Strich mag, wird an den Bildern von Sara Colaone seine Freude haben, denn sie hat 160 Seiten Platz für ihre Künste – und die nutzt sie hervorragend. Also einfach mal in die Leseprobe schauen und nachsehen, wie ansprechend man sie findet.

Sara Colaone, Luca de Santis: Insel der Männer
176 Seiten, gebunden, 18,80 Euro, Schreiber & Leser, ISBN 978-3-941239-47-0
> Leseprobe

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