Böse Geister

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Eigentlich beginnt alles ganz harmlos: Harry Wallmann, inzwischen 60 Jahre alt, besichtigt das Stadtviertel, in dem er als Kind gelebt hat. Es soll abgerissen werden, und er will es noch einmal ansehen. Zum Beispiel den Buchladen, in dem er als kleiner Junge immer die Hefte mit den Gespenstergeschichten gekauft hat: Geschichten des Grauens – Stimmen aus dem Reich der Toten. Aber wie das so ist: Erwachsene wissen alles besser, und es gab damals einige, die der Meinung waren, er solle besser gute Bücher, statt verdummende Schundhefte lesen. Seine Lehrer, zum Beispiel.

Für Harry waren die Hefte kein Schund. Neben gruseliger Unterhaltung boten sie auch wichtige Informationen. Zum Beispiel darüber, wie man mit einem Verstorbenen in Kontakt treten kann. Und das will der kleine Harry unbedingt. Sein Vater ist gerade bei einem Arbeitsunfall ums Leben gekommen, aber genau dreizehn Tage und sechs Stunden nach dem Tod eines Menschen kann man ihn wieder rufen. Das weiß Harry, und das bereitet er eifrig vor. So intensiv, das die Zaubersprüche von damals auch Jahre später noch zu wirken scheinen.

Es ist keine klassische Horrorstory, die Peer Meter hier erzählt, sondern mehr eine intime, sehr zart gewobene Geschichte über Kindheit und Erinnerung, in der die damals gerufenen Gespenster ein Eigenleben zu führen beginnen. Gerda Raidt fängt die Atmosphäre der 1950er Jahre mit ihren schwarzweißen Bleistiftzeichnungen so gut ein, dass man das Gefühl hat, man würde eine Zeitreise unternehmen. Die Story ist weniger spektakulär als beispielsweise die ebenfalls von Meter geschrieben Alben Gift oder Haarmann, wird aber in sich rund und stimmig präsentiert.

Gerda Raidt, Peer Meter: Böse Geister
104 Seiten, schwarzweiß, 20,- Euro, Reprodukt, ISBN 978-3-943143-42-3
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