Die Legende  der scharlachroten Wolken

In der Regel finde ich Geschichten, in denen zwei Leute es ablehnen, mit harmlosen Bambuswaffen zu üben, und stattdessen selbst im Training auf tödliche Schwerter bestehen, weil das für sie eine Frage der Ehre ist, bescheuert. Auch dann, wenn es sich dabei um Samurai handelt. Denn sowas ist nicht mutig, sondern einfach nur kitschig. Heroic Kitsch, sozusagen. Und wenn dann noch ein einzelner Mann wie nebenbei eine ganze Truppe von Soldaten aufmischt, weil er der Held ist, und er noch heldenhafter wirkt, wenn er das einarmig macht, verliere ich das Interesse.

Dass ich das in diesem Fall nicht getan habe, liegt an den Zeichnungen. Ein schneebedecktes Japan zur Zeit des Mittelalters in wunderschön filigranen Bildern und wirklich erlesener Kolorierung. Das kommt sehr edel. Absolut erstaunlich, was man mit der Farbe Weiß und Abstufungen bis hin zu einem lichten Grau alles anstellen kann.

Durch solch eine schneeweiße Landschaft kämpft sich der einarmige Ronin. Er hat sein Gedächtnis verloren und muss herausfinden, wer er ist. Eine von den Wachen der Shoguna verfolgte Marionettenspielerin begleitet ihn. Und dann sind da noch die Wölfe – wild, gefräßig und gefährlich.

Die jetzt komplett vorliegende Serie umfasst vier Bände, von den kein einziger zeichnerisch nachlässt. Inhaltlich ist es, je mehr man im Laufe der Handlung über die Hintergründe der Gemetzel erfährt, tatsächlich purer Kitsch. Aber wer auf Japan, Samuari und Action steht und sich an den Irrationalitäten und der Mystik solcher Geschichten nicht stört, wird an dieser Reihe seine Freude haben. Und wer sich daran stört, kann sich ganz auf die Kolorierung konzentrieren. Man wird die Geschichte vielleicht kein zweites Mal lesen. Die Bilder wird man öfter ansehen. Sie sind wahre Augenschmeichler.

Saverio Tenuta: Die Legende der scharlachroten Wolken (4 Bände)
je 48 Seiten, gebunden, 13,80 Euro, Splitter, ISBN 978-3-86869-139-9 (Band 1)
> Leseprobe (Band 1)

Update 27.11.16: Mit dem ersten Band der vierteiligen Serie Die Maske des Fudo legt Saverio Tenuta nach. Darin erzählt er die Vorgeschichte der Hauptserie. Inhaltlich und grafisch wie der Vorgänger.

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