Titeuf

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Es gibt immer noch Menschen, die glauben, dass Comics vor allem lustig sind – und sich wundern, dass in diesem Blog so wenig lustige Comics vorgestellt werden. Das liegt nicht nur daran, dass der Schwerpunkt von Comickunst anderswo liegt, sondern auch daran, dass sich viele Serien, die vorgeben, lustig zu sein, im Grunde nur an den ewig gleichen Klischees abarbeiten.

Was Zep mit seinem Titeuf anstellt, ist zwar auch nicht rasend neu. Aber die Art und Weise, wie Zep den Erwachsenen durch Titeuf den Spiegel vorhält und dessen naives Kinderstaunen über die Widersprüche ihres Lebens herausarbeitet, das hat schon etwas Herzerfrischendes.  Der junge Titeuf muss sich mit Eltern, Lehrern, und zu allem Überfluss auch noch mit seiner kleinen Schwester rumschlagen. Und wenn ihm dann noch Tanja, seine große Liebe, wieder einmal einen Korb gibt, liegt seine junge Welt in Trümmern.

Im aktuell erschienenen Band 12 bekommt Tanja Konkurrenz durch eine neue Schülerin – Ramatu, eine schokobraune Schönheit. Dumm nur, dass die Schöne gut einen Kopf größer ist als Titeuf – da sieht man als Liebespaar blöd aus. Weil die Alben aus kurzen Einzelepisoden bestehen, deren Handlung nicht zwingend aufeinander aufbaut, ist es, wenn man die Serie kennenlernen möchte, egal, welchen Band man zuerst liest – man kann mit jedem Spaß haben. Nicht zuletzt, weil die Figuren sehr ausdrucksstark gezeichnet sind. Die Reihe wurde auch als Zeichentrickfilmen fürs Fernsehen und als 3D-Film fürs Kinos adaptiert.

Zep: Titeuf (bislang 12 Bände)
jeweils 48 Seiten, 9,99 Euro, Carlsen, ISBN 978-3-551-73612-3

Update 23.5.2020: Inzwischen ist Band 15 erschienen, und man muss sagen, er ist einfach nur strunzdoof. Ein einfallsloser und abgelutschter Gag nach dem anderen. Wenn ihm sonst nichts mehr einfällt, sollte Zep die Serie besser beenden.

Waldi Wichtig und die Naseweise

Achtung: Hüten Sie sich vor Hundehütten! Falls Sie eine sehen: Betreten Sie sie nicht! Falls Sie sie schon betreten haben: Heben Sie auf keinen Fall die Vorhänge im Inneren! Falls es dazu bereits zu spät ist: Gehen Sie auf keinen Fall in den Gang, der sich hinter dem Vorhang verbirgt! Falls Sie es doch tun – beschweren Sie sich nicht über die Folgen, die das haben kann.

Von Loïc Jouannigot hat Sallec bereits Das Katzenschloß publiziert – ein sehr schöner Kindercomic. Die neue Serie um den Hund Waldi Wichtig steht dem in nichts nach. Als zwei Kinder durch den getarnten Eingang der Hundehütte in ein Mäuseuniversum gelangen, ist die Panik dort zunächst groß. Nicht nur, dass das jede Menge Unordnung mit sich bringt – die beiden müssen auch vor den roten Ratten gerettet werden, denn die roten Ratten sind die Geheimpolizei des infamen Cropius. Cropius ist der Regierungschef des Königs und der mächtigste Mann in dieser Welt, denn König Tatüff, eine steinalte Schildkröte, begnügt sich damit, im Thronsaal Puzzles zu legen.

Die Geschichte wird spannend erzählt und kann auch sprachlich überzeugen. Die detailfreudigen Zeichnungen sind allerliebst, das originelle Figurenkabinett ist es auch. Eine ebenso fantasie- wie humorvolle Serie, die sicherlich vor allem Kinder anspricht, aber auch für Erwachsene, die gute Kinderbücher lieben, absolut empfehlenswert ist. Der erste Band ist in sich abgeschlossen. Wann Folgebände erscheinen, ist noch unklar.

Loïc Jouannigot: Waldi Wichtig und die Naseweise (1: Der Geheimgang)
48 Seiten, gebunden, 12,90 Euro, Sallec Publications, ISBN 978-3-89908-359-0

Louis am Strand

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Manchmal hängt es von der Stimmung ab, die man gerade hat, ob man einen Comic (oder einen Film, oder eine CD) mag oder nicht. Wenn die Stimmung nicht zum Comic passt, kann das dazu führen, dass man Alben als langweilig empfindet, die man einen Monat später vielleicht ganz anders bewerten würde. Vielleicht lag es daran, dass ich Delisles Comic „Louis fährt Ski“ eher belanglos fand – obwohl ich seine Alben über Shenzhen, Pjöngjang und Birma sehr mag.

Dieser Gedanke ging mir durch den Kopf, als ich „Louis am Strand“ gelesen habe. Denn diese zum Knutschen süße Geschichte ist herzallerliebst erzählt und klasse gezeichnet. Der achtjährige Louis zerrt seinen Vater morgens aus dem Bett, weil er an den Strand will. Dort angekommen, legt sich sein Vater unter den Sonnenschirm und döst faul vor sich hin. Louis findet das langweilig. Er will spielen, er will Action, und so nimmt das Abenteuer seinen Lauf: Sandburgen bauen, vor Hunden flüchten, Freunde gewinnen, Eis essen, Verfolgungsjagden unter Wasser, Begegnungen mit U-Booten und Riesenfischen – Realität vermischt sich mit Fantasie, und Fantasie hat Louis jede Menge.

Deslise gelingt es wunderbar, die Naivität, mit der ein Kind die Welt sieht, in kongeniale Bilder umzusetzen. Spaßig, rührend, unterhaltsam – einfach schön. Und das ohne ein einziges Wort Text. Vielleicht sollte ich „Louis fährt Ski“ doch nochmal lesen?

Guy Delisle: Louis am Strand
48 Seiten, 12,- Euro, Reprodukt, ISBN 978-3-941099-19-7
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