HUBA!

Das Marsupilami für Analphabeten: Habt ihr euch schon einmal gefragt, wie das Marsupilami zu seiner Familie gekommen ist? Nun, es war ein weiter Weg! Zuerst musste es ein Weibchen finden und dann diesem Weibchen klarmachen, dass es ein richtig toller Hecht, also ein tolles Marsupilami ist. Wie es das geschafft hat, könnt ihr in diesem Buch nachlesen. Es ist komplett auf marsupilamisch geschrieben. Wenn ihr wisst, was HUBA oder HUBA-HO heißt, dann versteht ihr schon das meiste von dem, was die Marsupilamis sich erzählen. Und für alle anderen gibt es noch die tollen Bilder! (Verlagstext)

Nein, so toll sind die Bilder nicht. Carlsen hat die Geschichte, die ursprünglich Teil des Albums Das Nest im Urwald war, im Rahmen seiner Reihe 100 Jahre Franquin aufgelegt. Und zwar, wie der Verlag schreibt: neu arrangiert und koloriert. In diesem großen gebundenen Querformat kommen die Bilder noch besser zur Geltung und erstrahlen in frischen Farben.

Was man in der Hand hat, wenn man dieses – von Catheline und Frédéric Jannin neu arrangierte – Album aufschlägt, sind Bilder, die, wenn man vorher das Original gelesen hat, irgendwie verwaschen wirken. Das kommt daher, dass sie zum einen größer sind als im Original, und zum anderen viele grafische Feinheiten einfach weg koloriert wurden. Die Bilder wirken leerer, viele Kontraste fehlen. Zudem fehlt die ursprüngliche Rahmenhandlung, die darin besteht, dass eine Journalistin einen Film vorführt, in dem die Liebesgeschichte geschildert und durch Anmerkungen der Journalistin ergänzt wird. Jetzt gibt es nur noch den Film, und Texte beschränken sich auf Huba, Hubi, Baba, Udibob

Nun kann man sowas natürlich machen. Weshalb auch nicht. Als wunderbares Comic-Bilderbuch, das auch als Geschenk für romantische Anlässe geeignet ist, charakterisiert es der Verlag. Aber allen, die das Original kennen, wird angesichts dieser Art gefühlloser Vermarktung das Herz bluten. Das Lesealter wird für Kinder ab 6 Jahren angegeben. Für die ist es bestimmt schön anzusehen. Als Geschenk für romantische Anlässe taugt es bestenfalls für sekundäre Analphabeten – das ideale Präsent für alle, die durch Dauerberieselung mit Smileys und Emoticons das Lesen längst verlernt haben. Kann aber auch sein, dass das denjenigen, die das Original nicht kennen, überhaupt nicht auffällt.

André Franquin: HUBA! – Eine Marsupilami-Liebesgeschichte
64 Seiten, gebunden, 18,- Euro, Carlsen, ISBN 978-3-551-71129-8
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Die Gruftis

Vorsicht – hier wird es ziemlich gruselig: Die Eltern der Zwillinge Celine und Colin betreiben ein Bestattungsunternehmen und pflegen den Friedhof der Stadt. In der Schule macht das die beiden natürlich zu hervorragenden Zielscheiben für den Spott ihrer Mitschüler. Sogar bei ihren Lehrern sind sie unbeliebt, denn das quirlige Duo denkt sich am laufenden Band Unsinn aus. Das Leben auf einem Friedhof ist eben sterbenslangweilig, und da ihre Eltern immer schwer beschäftigt sind, müssen Celine und Colin selbst für Unterhaltung sorgen! Zumindest, bis der Steinmetz des Friedhofs sie auf ein merkwürdiges Symbol an einem der Grabsteine hinweist, das der Schlüssel zu einem großen Mysterium sein könnte… Ein abenteuerlicher Comic-Krimi für mutige Kinder und Erwachsene, der beweist, dass sich im Leben viele Türen öffnen, wenn man sich traut, gegen den Strom zu schwimmen und seiner Neugier nachzugehen. (Verlagstext)

Es ist eine spannende Geschichte, die Lea Mazé sich hier ausgedacht hat. Mit detektivischem Eifer gehen Celine und Colin Spuren nach, die immer stärker den Verdacht auf ein scheußliches Verbrechen aufkommen lassen. Wobei die beiden nicht bedenken, dass sie sich damit selbst in Gefahr begeben. Wenn sich Türen öffnen, muss man nämlich rausfinden, was sich in dem Raum befindet, der sich hinter ihnen verbirgt. Das ist nicht immer angenehm. Schon gar nicht auf einem Friedhof. Denn die Tür, die die Zwillinge hier illegal aufbrechen – ist der Eingang zu einer Totengruft. Und in der Gruft…

Konzeptionell ist es eine Abenteuergeschichte für Kinder und Jugendliche. Als Erwachsener rätselt man zwar, fiebert aber nicht mit. Weshalb Splitter es unter dem toonfish-Label veröffentlicht hat. Allerdings geht die Qualität der Zeichnungen weit über Kindercomic-Niveau hinaus. Wer also miträtseln will – die Zeichnungen können sich sehen lassen.

Lea Mazé: Die Gruftis
Aus dem Französischen von Tanja Krämling
240 Seiten, gebunden, 39,95 Euro, toonfish, ISBN 978-3-96792-745-0
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Schichten + Die Albtraumjäger

Ein Album über die Kindheit (im typisch locker-flockigen Stil von Pénélope Bagieu). Und der erste Band einer spannenden Reihe für Kinder. Nach ihren viel beachteten Comics “Unerschrocken”, “California Dreamin‚” und “Hexen hexen” widmet sich Pénélope Bagieu nun ihrer eigenen Geschichte: “Schichten” ist der erste autobiografische Comic der Französin, in dem Geschichten aus ihrer Kindheit und Jugend das Porträt der erwachsenen Frau zeichnen, die sie geworden ist. Eine ebenso amüsante wie anrührende autobiografische Erzählung, in der sie teils ernste, teils leichtfüßige Geschichten verwebt, aufrichtig über den Verlust geliebter Menschen oder ihrer Unbeschwertheit spricht und einen zärtlichen Blick auf das kleine Mädchen und die junge Frau wirft, die sie einmal war. (Verlagstext)

Und das gewohnt humorvoll und selbstironisch. Die unsterbliche Liebe zu einem Kater (als Mädchen). Die noch unsterblichere Liebe zu dem schönsten Jungen von Paris (als Teeny). Die Erfahrung, dass nichts im Leben unsterblich ist. Die Frage, weshalb alle Schulfreundinnen bereits einen Busen haben, nur sie selber nicht. Die Skifahrer-Auszeichnung mit dem Teddy-Effekt und viele andere Erinnerungen – pointiert auf die Seiten gebracht. Inhaltlich unterscheidet sich der Band wenig von ähnlichen Kindheitsgeschichten (Esthers Tagebücher, Der kleine Christian), ist aber wie die anderen (und die von Bagieu sowieso) unterhaltsam zu lesen.

Pénélope Bagieu: Schichten
Aus dem Französischen von Silv Bannenberg
144 SW-Seiten, 24,- Euro, Reprodukt, ISBN 978-3-95640-332-3
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Tristan und Esteban sind 14 Jahre alt und Mitglieder der Albtraumjäger. Professor Angus, Tristans Vater, hat diesen Geheimverbund gegründet, um Kindern und Jugendlichen zu helfen, die ihre Albträume nicht loswerden können. Durch eine einzigartige Erfindung des Professors können Teams der Albtraumjäger wortwörtlich in die schlechten Träume seiner Patienten eintauchen, um deren Quelle zu finden und zu beseitigen. Erwachsene sind dazu jedoch nicht in der Lage, und alles, was einem in fremden Träumen zustößt, betrifft auch die Realität außerhalb des Traums… Albträume sind ein Thema, das jedes Kind beschäftigt, denn wer fürchtet sich nicht manchmal vor seinen Träumen? Franck Thilliez, der als Thriller-Autor eigentlich Experte darin ist, Furcht zu verursachen, lässt die »Albtraumjäger« gegen die großen und kleinen Sorgen von Heranwachsenden antreten, wobei Spannung und Gefühle nicht zu kurz kommen. (Verlagstext)

Ja, spannend ist es, und eine prima Idee auch. Wenn der Psycho Inverstigator sich in die Traumata von Menschen hineindenken und sie entwirren kann, wieso sollen Kinder sich nicht in den Albträumen anderer Kinder herumtreiben können? Aber Vorsicht: Das ist eine ziemlich gefährliche Angelegenheit. Dazu kommt, dass Esteban etwas mit der Patientin Sarah gemeinsam hat, von dem beide noch nichts wissen. Eine starke Reihe für Kids, die aufgrund der Zeichnungen auch für ältere Semester lesenswert ist.

Yomgui Dumont, Franck Thilliez: Die Albtraumjäger (Band 1 -Sarah)
Übersetzung von Tanja Krämling
56 Seiten, gebunden, 14,95 Euro, toonfisch, ISBN 978-3-96792-750-4
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