Die Globalisierung verändert vieles – selbst die Produktionsbedingungen von Trickfilmfirmen. So gibt es in Frankreich seit zehn Jahren keine Trickfilmstudios mehr, weil alle Arbeiten nach Osteuropa und China verlagert werden, und selbst die preiswerten Chinesen haben Probleme, sich der Konkurrenz aus Nordkorea zu erwehren.
Nachdem er in „Shenzhen“ seinen Aufenthalt in der chinesischen Sonderwirtschaftszone verarbeitet hat, beschreibt Guy Delisle in dem Band „Pjöngjang“ eine Reise nach Nordkorea, wo er zwei Monate lang als Supervisor für eine französische Trickfilmproduktion gearbeitet hat. In detaillierten Zeichnungen berichtet Delisle von Menschen, die nachts von der Stromversorgung abgeschnitten sind, während die Monumente der Kim-Dynastie leuchtend hell erstrahlen.
„Pjöngjang“ ist weniger ein klassischer Reisebericht als der beeindruckende Versuch, einen Blick hinter staatliche Inszenierung und kulturelle Schranken zu werfen. Spannend, informativ und angesichts mancher Ereignisse, die darin beschrieben werden, stellenweise fast sowas wie Realsatire.
Guy Delisle: Pjöngjang
184 Schwarzweiß-Seiten, 18,- Euro, Reprodukt, ISBN 978-3-938511-31-2
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