Von Dieben und Denunzianten

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Ja, das fängt schon schlecht an: Die junge Jeanne wird aufgrund einer Denunziation verhaftet. Ach, Mademoiselle, sagt der Polizeikommissar, als Jeanne in der Zelle sitzt, ich gestehe, dass ich bei Ihnen lieber Würste oder Käse anstelle einer Tasche voller Handgranaten und drei Revolvern gefunden hätte. Ganz zu schweigen von den gefälschten Papieren und gefälschten Lebensmittelkarten. In dieser Zeit ist es nicht gut, Waffen unter seinem Kopfkissen zu haben.

In dieser Zeit – das ist die Zeit während des Zweiten Weltkriegs. Die Deutschen haben Paris besetzt, und Jeanne arbeitet für die Résistance. Der Kommissar müsste sie jetzt eigentlich den Nazis überstellen – andererseits möchte er es sich auch nicht mit dem Widerstand verderben. Was also tun?

Glücklicherweise wird ihm diese Entscheidung abgenommen, denn mit Jeanne sitzt ein junger Dieb in der Zelle, und der kennt Wege, die nur selten benutzt werden. So fliehen die beiden aus dem Gefängnis und müssen sehen, wie sie sich im besetzten Paris durchschlagen – und die anderen aus der illegalen Gruppe von Jeanne warnen.

Zu den anderen gehört Cécile, die Schwester von Jeanne, die wir bereits aus Gibrats Album Der Aufschub kennen, das ebenfalls vom Leben unter deutscher Besatzung erzählt. Und wie im Aufschub, das nicht in Paris, sondern in der Provinz spielt, kombiniert Gibrat auch hier eine spannende Geschichte mit plakativen Bildern. Ursprünglich in zwei Bänden erschienen, hat Salleck sie in einer gediegenen Hardcoverausgabe mit vielen Bonuszeichnungen neu aufgelegt. Das hat diese Geschichte auch verdient. Beste Unterhaltung vor ernstem Hintergrund.

Jean-Pierre Gibrat: Von Dieben und Denunzianten (Gesamtausgabe)
128 Seiten, gebunden, 29,80 Euro, Salleck, ISBN 978-3-89908-591-4
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