Besondere Jahre

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Joyce Farmer, 1938 in Los Angeles geboren, war in der Undergroundszene der 1970er Jahre aktiv – gemeinsam mit Zeichnern wie Robert Crumb. In diesem Album erzählt sie von ihren Eltern, die in einem kleinen Haus im Süden von Los Angeles leben, und ihren Alltag nicht mehr alleine auf die Reihe kriegen. Das ist kein Wunder, die beiden sind gut 80 Jahre alt. Also schaut Tochter Joyce ab und zu vorbei und hilft aus. Mal muss Wäsche gewaschen, mal die Wohnung geputzt werden, dann wieder geht es darum, Lebensmittel aus dem Supermarkt abzuholen.

Am Anfang sind es sporadische Besuche, aber mit der Zeit brauchen die Eltern ihre Hilfe immer öfter. Sie bitten nicht darum, denn sie sind zu stolz dazu – und möchten sich die zunehmende Gebrechlichkeit auch nicht eingestehen. Das können wir auch selber lautet einer ihrer häufigsten Sätze. Doch wenn man alleine nicht mehr aus der Badewanne kommt, seine Medikamente vergisst und nicht mal mehr weiß, ob Montag oder Dienstag ist, wird es eng.

So entsteht eine Chronik des körperlichen Zerfalls, die zeigt, wie banal unser Leben im Grunde zu Ende geht – indem sich einzelne Körperfunktionen einfach nach und nach verabschieden. Es ist eine ruhige Geschichte, die trotz wachsender Probleme und nahendem Tod nicht auf die Tränendrüsen drückt, sondern einfach nur beschreibt. Auch die Nähe und Verbundenheit, die sich dadurch zwischen Kind und Eltern entwickelt. Ein rundum starkes, liebe- und respektvoll erzähltes Album, das jede Hospiz-Bibliothek bereichern würde.

Top 10 2015

Joyce Farmer: Besondere Jahre – Ein Abschied in Bildern
208 SW-Seiten, gebunden, 29,99 Euro, Egmont Graphic Novel,
ISBN 978-3-7704-5514-0

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