Omni-Visibilis

Ein Tag, der damit anfängt, dass man sich auf der Toilette aus Versehen auf die Schuhe pinkelt, kann nicht gut enden. Das weiß auch Hervé, ein junger Büroangestellter, der gern die Blonde am Nebentisch anbaggern würde, aber nicht weiß, wie. Und auch die schöne Chloé, mit der er verbandelt ist, hat heute keine Zeit, weil sie zur Theaterprobe muss. No sex today.

Noch schlimmer wird es am nächsten Tag. Auf dem Weg zum Büro wird Hervé ständig von Leuten angequatscht, die er nie gesehen hat. Und die ihm erzählen, dass er gerne vier Stück Zucker in seinen Tee nimmt. Was stimmt. Zu allem Überfluss ruft ihn auch noch seine esoterisch angehauchte Mutter an: Halt mich nicht für verrückt, sagt sie, aber wir sind geistig miteinander verbunden. Ich sehe das, was du siehst, Hervé. Meine meditativen Gebete haben uns vereint. Und tatsächlich: Sie sieht, dass vor ihm eine Frau mit einem Hund an der Leine die Straße überquert.

Leider nicht nur sie. Alle Menschen auf der Welt können plötzlich sehen, was Hervé sieht. Und hören, was er hört. Und fühlen, was er fühlt. In dem Zustand ist an Sex nicht zu denken. Und an vieles andere auch nicht. Denn plötzlich wollen alle seine Fähigkeit für ihre Zwecke einspannen, und dadurch wird sein Leben zur Hölle.

Lewis Trondheim hat sich da eine Geschichte ausgedacht, die jede Menge Situationskomik bietet. Eine Burleske, die von Bonhomme (Esteban) in klare, eingängige Bilder umgesetzt wurde. Unterhaltsam, originell und flott zu lesen. Macht Laune, dieses Album.

Matthieu Bonhomme, Lewis Trondheim: Omni-Visibilis
160 Seiten, zweifarbig, gebunden, 20,- Euro, Salleck, ISBN 978-3-89908-416-0

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