Markttag

Es gibt Tage, die können alles ändern. Für den Teppichweber Mendelmann beginnt ein solcher Tag damit, dass Finkler nicht mehr hinter der Ladentheke steht. Albert Finkler hat Mendelmann animiert, filigrane Teppiche zu weben. Und gut dafür bezahlt. Doch damit ist es jetzt vorbei. Finkler hat sich zur Ruhe gesetzt. Sein Nachfolger handelt mit Ramsch und zahlt nicht halb so viel. Zu wenig für Mendelmann. Seine Frau erwartet ein Kind.

Aber es geht nicht nur um Geld. Teppiche zu weben ist Teil von Mendelmanns Identität. Phantasien und Visonen hat er in seine Teppiche eingearbeitet. Er versucht, andere Abnehmer finden. Und bekommt einen Tipp.

Der US-Amerikaner James Sturm, der lange mit Art Spiegelmann gearbeitet hat, erweckt in diesem Album einen kleinen jüdischen Marktflecken zum Leben. Die Quirligkeit Osteuropas zu Beginn des 20. Jahrhunderts, den wirtschaftlichen Übergang vom Handwerk zur Massenware zeichnet Sturm mit klaren Bildern und bringt dabei viel Leben auf die Seiten. Ziemlich genial ist seine Kolorierung des Himmels zu unterschiedlichen Tageszeiten. Selten wurde Morgengrauen sinnlicher eingefangen. Eine Graphic Novel im besten Sinnes des Wortes und eine Geschichte, die auch von Eisner sein könnte.

James Sturm: Martktag
96 Seiten, 20,- Euro, Reprodukt, ISBN 978-3-941099-71-5
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