Sasmira

Ewige Jugend ist nicht umsonst. Davon weiß der junge Stanislas noch nichts, als er Mitte der 1990er Jahre in Paris einer alten Frau begegnet, die gerade einen Schwächeanfall erleidet. Sie scheint ihn zu kennen. Als sie in seinen Armen nach Luft ringt murmelt sie etwas von unwiderruflich verlorener Zeit und einem Kuss der Erinnerung. Wenig später ist sie tot.

In ihren Kleidern findet Stanislas ein Foto aus dem Jahr 1906. Es zeigt ein Landhaus mit Garten. In dem Garten steht eine Frau, deren Blick ihn nicht loslässt. Und: Von einem Fenster des Hauses sieht ein Mann zu der Frau herunter – erstaunlicherweise er selbst. Wie kann es sein, fragt sich Stanislas, dass ich Teil eines Fotos bin, das vor 80 Jahren aufgenommen wurde? Und wer ist die Frau mit den traurigen Augen? Als er versucht, das herauszufinden, gerät er in eine spannende und mystische Liebesgeschichte.

Vicomte, hierzulande durch die ersten vier Bände der Reihe Die Reise ans Ende Welt bekannt, hatte Sasmira vor 15 Jahren begonnen und nicht weitergeführt. Der erste Band erschien 1998 im alten Splitter-Verlag. Jetzt hat Vicomte sich Claude Pelet als Co-Zeichner an Bord geholt und den zweiten der auf drei Bände konzipierten Serie fertiggestellt. Splitter publiziert beide zeitgleich. Der Folgeband ist noch nicht terminiert, aber das Ende des zweiten Bandes hält die Spannung hoch. Band 1 enthält zusätzlich zum 54seitigen Comic einen Anhang mit Skizzen.

Vicomte bringt die Geschichte mit seinem feinen, eleganten Strich einfühlsam zu Papier. Bleibt zu hoffen, dass der originelle Ansatz der Story nicht von Band zu Band genauso abfällt wie bei der Reise ans Ende der Welt. Aber da war nicht Vicomte, sondern Makyo für das Szenario verantwortlich.

Update 23.3.2018: Band 3 ist da, und er ist nicht, wie angekündigt, der Abschlussband (auf den man immerhin sechs Jahre warten musste). Jetzt ist von einer vier-, statt dreiteiligen Serie die Rede – und ob sie mit dem vierten Band (wann immer der auch erscheinen mag) tatsächlich zu Ende ist, ist nicht sicher. Dazu kommt, dass Vicomte nicht mehr selbst zeichnet – das erledigt Anais Bernabé für ihn. Sie gleicht sich seinem Stil an, erreicht aber nicht seine Eleganz. Während die Zeichnungen so langsam im Mittelmaß versinken, versumpft die Story mehr und mehr in mystischem Gewaber. Schade drum.

Update 27.2.2020: Band 4 ist da, die Serie abgeschlossen. Wie absehbar, endet sie in esoterischem Wirrwarr. Und die Zeichnungen von Anais Bernabé versuchen zwar weiter, Vicomtes Stil zu imitieren, sind aber einfach nur flach und leer und bei weitem nicht mehr so edel und stylisch wie bei Vicomte selbst. Ein sowohl inhaltlich wie zeichnerisch schwacher Abschluss einer anfangs starken Reihe.

Laurent Vicomte, Claude Pelet, Patricia Faucon: Sasmira
Band 1: 72 Seiten, gebunden, 15,80 Euro, Splitter, ISBN 978-3-86869-479-6
Band 2: 64 Seiten, gebunden, 14,80 Euro, Splitter, ISBN 978-3-86869-480-2
> Leseprobe (Band 1)

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