Vier Augen

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Sascha Hommer, 1979 geboren, Herausgeber der Comic-Anthologie „Orang“, in der man immer wieder interessante junge Zeichner entdecken kann, hatte bereits 2006 mit „Insekt“ ein Album abgeliefert, das sich auf sehr eigene Weise mit den Themen Identität, Andersartigkeit und Toleranz beschäftigt hat. In seinem neuen Album „Vier Augen“ beschreibt er das Leben von Jugendlichen, die in den neunziger Jahren in einem Ort im Schwarzwald aufwachsen, sich auf das Abitur vorbereiten und die Freizeit vorzugsweise bekifft verbringen.

Auch in diesem Album geht es um Identität – und um die Suche danach. Psychoaktive Substanzen sollen dabei behilflich sein. Die ersten LSD-Trips sind angenehm, die Erfahrungen mit Pilzen auch nicht schlecht (und witzig gezeichnet). Aber nach und nach stellen sich erste Aussetzer ein, und mit der Freundin läuft es auch nicht, wie es sollte.

Hommer erzählt seine Geschichte lakonisch und zurückhaltend, ganz und gar nicht auf Effekte bedacht, und gerade das macht diese Pubertätserfahrungen so lebensecht. Irrungen und Wirrungen um das eigene Ich – und um die Frage, was das alles soll. „Ich muss wieder ich selbst werden,“ sagt er sich – aber dazu muss man eben wissen, wer man ist. Prima auch die Unaufgeregtheit, mit der er Drogenerlebnisse schildert und sie damit zu genau dem macht, was Drogenerlebnisse sein sollen: Eine von vielen ganz normalen Erfahrungen in der Entwicklung eines Menschen.

Insgesamt eine sehr ansprechend erzählte und gut gezeichnete Geschichte im Stil der autobiografischen Comicerzählungen von Craig Thompson, Frederic Peeters, Adrian Tomine und Chester Brown. Wer deren Alben mag, wird auch dieses mögen.

Sascha Hommer: Vier Augen
124 Seiten, schwarzweiß, 13,- Euro, Reprodukt, ISBN 978-3-938511-59-6
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