Auf der Suche nach Peter Pan

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Nein, dieses Album hat nichts mit dem Roman von James M. Barrie zu tun. Einzelnen Kapiteln sind zwar manchmal Zitate aus dem Roman vorangestellt, das hat aber mehr assoziativen Charakter. Wie das ganze Album ohnehin von mehr assoziativen, sich unaufdringlich aneinander reihenden Episoden lebt. Das gibt ihm die Ruhe, Tiefe und Intensität, die für die Comics von Cosey typisch ist.

Erzählt wird die Geschichte des Schriftstellers Melvon Woodsworth, der sich in die Waliser Berge zurückgezogen hat, um an seinem neuen Roman zu arbeiten. Dort begegnet er einem alten Falschmünzer auf der Flucht vor der Polizei, zwei Polizisten auf der Jagd nach einem Falschmünzer, einer unbekannten Schönen in einem Bergsee, einem geheimnisvollen Pianospieler im Grand Hotel – und den Schatten seines dort vor Jahren verstorbenen Bruders, der als Musiker exakt die Melodie komponiert hat, die Melvin eines nachts in der Nähe des Hotels durch die Luft wehen hört.

Typisch für Cosey ist seine ruhige Erzählweise. Er hat, wie seine Hauptfigur, viel Zeit, und die nimmt er sich auch, um seine Geschichte langsam und in aller Ruhe aufzubauen. Typisch für ihn sind auch die oft weitflächig komponierten, manchmal etwas leer anmutenden Seiten, auf denen es trotzdem viel zu entdecken gibt.

Cross Cult hat die Geschichte, die ursprünglich 1987 in zwei Bänden bei Carlsen erschienen ist, in einer liebevoll aufgemachten Gesamtausgabe publiziert. Biografische Infos fehlen ebensowenig wie ein Interview mit Cosey. „Auf der Suche nach Peter Pan“ wurde mit vielen Preisen – unter anderem mit dem „Max und Moritz-Preis“ 1988 – ausgezeichnet und ist mit Sicherheit eines der interessanten und wichtigsten Alben der 1980er Jahre. Es liest sich auch heute noch sehr schön.

Cosey: Auf der Suche nach Peter Pan
160 Seiten, gebunden, 26,- Euro, Cross Cult, ISBN 978-3-941248-33-5

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