Prototyp

Ralf König ist ein Zeichner, dessen Alben man zu 90% blind kaufen kann, denn sie sind in der Regel immer gut. Natürlich geht bei der Fülle seiner Alben-Produktion auch mal was daneben. Sein neues Album „Prototyp“ gehört leider dazu.

Der Prototyp ist der erste Mann, den Gott erschaffen hat. König präsentiert ihn als Dumpfbacke in Dialogen mit Gott und der Schlange im Paradies. Es gibt ein paar witzige Elemente, aber insgesamt hält sich der Humor in Grenzen.

König sagt, er habe keine Lust mehr gehabt, dauernd Schwulencomics zu zeichnen und habe mal etwas anderes machen wollen. Nachdem er für seine künstlerische Stellungnahme im Streit um die Mohammed-Karikaturen auf dem Internationalen Comic-Salon in Erlangen mit dem Max-und-Moritz-Preis („Spezialpreis der Jury“) ausgezeichnet wurde, hat er sich diesmal die Absurditäten des Christentums vorgenommen.

Das ist soweit okay, aber leider erzählt er nicht, sondern er belehrt, und das ist – von wenigen Seiten abgesehen – langweilig. Man merkt zu deutlich, dass er eine Message rüberbringen will. Zudem besteht das Album aus einer Aneinanderreihung einzelner Episoden, die keinem zwingenden Handlungsablauf folgen. Alles in allem ein sehr konstruiert wirkendes Album. Das kann er besser.

Ralf König: Prototyp
112 Seiten, gebunden, 14,90 Euro, Rowohlt Verlag, ISBN 978-3-498-03542-6

Die Rückkehr aufs Land

Frische Luft, grüne Wiesen, Ruhe! Von wegen. Als Manu und Marietta mit ihrer Katze Speed aus Paris aufs Land ziehen, entpuppt sich die vermeintliche Idylle als bisher größte Herausforderung ihres Lebens: Nicht ausgepackte Umzugskartons verwandeln das neue Heim in ein Labyrinth aus Pappe, schweigsame Nachbarn kommen gern auf ein Gläschen selbst gebrannten Schnaps vorbei oder laden zum gemeinsamen Holzfällen ein; und kaum hat sich Manu endlich eingewöhnt und im Wald in dem bärtigen Eremiten, der auf einem Baum haust, den perfekten Ersatz für seinen Pariser Psychiater gefunden, wartet die nächste Aufgabe auf ihn: Marietta möchte ein Kind. Soweit der Verlagstext.

Zusammen mit dem Texter Jean-Yves Ferri wirft Manu Larcenet mit reduziertem Stil und treffenden Pointen einen liebevollen Blick auf die Tücken des Landlebens, in dem kalte Jahreszeiten, kauzige Ureinwohner und komische Tiere die Sehnsucht nach dem Großstadtleben neu erwecken. Witzig, amüsant und unterhaltsam. Keine durchgehende Geschichte, sondern pro Seite ein Kurzstrip.

Update 13.8.2013: Band 2 ist da. Mariette ist schwanger, und als die kleine Capucine endlich auf der Welt ist, kommt der Vater nicht mehr zum schlafen. Die Cartoons, die im Laufe der Menschheitsgeschichte über dieses Thema angefertigt worden sind, sind so zahlreich, dass auch Ferri & Larcenet kaum Neues dazu einfällt. So sind dann viele Gags in diesem Album vorhersehbar und im Gegensatz zu denen des ersten Bandes nur mäßig originell. Allerdings geht es hin wieder auch um andere Dinge, und die Zeichnungen von Larcenet sind nach wie vor allerliebst.

Jean-Yves Ferri + Manu Larcenet: Die Rückkehr aufs Land
2 Bände, je 192 Seiten, gebunden, 22,- Euro, Reprodukt, ISBN 978-3-938511-82-4