Das Verschwinden des Josef Mengele

Olivier Guez‘ Tatsachenroman über die Flucht und Verfolgung von Joseph Mengele, dem Lagerarzt von Auschwitz, erzählt als rasante Graphic Novel. 1949: Josef Mengele gelangt per Schiff nach Buenos Aires. Unter verschiedenen Pseudonymen versteckt, glaubt der ehemalige Folterarzt von Auschwitz, er könne sich ein neues Leben erfinden. Er trifft auf ein dichtes Netzwerk weiterer Geflüchteter und andere Unterstützer… Doch der Mossad, Nazi-Jäger Simon Wiesenthal und auch Generalstaatsanwalt Fritz Bauer nehmen Mengeles Verfolgung wieder auf, woraufhin er über Paraguay nach Brasilien flieht. Eine rasante Verfolgungsjagd beginnt, bis Mengeles Irrfahrt nach 30 Jahren Flucht mit seinem mysteriösen Tod 1979 an einem Strand in Brasilien abrupt endet. (Verlagstext)

Es wird nur wenige Menschen geben, die heute noch wissen, wohin Mengele damals aus Deutschland geflohen und wann, wo und wie er zu Tode gekommen ist. Dass man das alles in vier Sätzen bereits auf dem Rückseitencover verrät und der Geschichte damit jegliche Spannung nimmt, ist schwer verständlich. Liest da niemand mehr vor dem Druck drüber?

Dass das Album trotzdem nicht langweilig ist, haben wir dem Szenario von Matz zu verdanken (Tomboy, Querschläger, Der Killer). Die Rückblenden, in denen er die Geschichte erzählt, statt chronologisch vorzugehen, sind zwar nicht so mein Fall, aber das ist Geschmackssache. Olivier Guez, der anfangs wenig Begeisterung für die Idee entwickeln konnte, sein Werk als Graphic Novel adaptiert zu sehen, zeigt sich im Vorwort des Albums beeindruckt: Dieser Comic ist einfach großartig. Mit seinem Szenario hat Matz die Sache auf den Punkt gebracht.

Die Zeichnungen von Mailliet wiederum erinnern Guez entfernt an die von Hugo Pratt (Corto Maltese), und auch darin kann man ihm zustimmen. Ob flirrendes Großstadtflair in Buenos Aires oder modrige Dschungelbaracke in Brasilien – Größenwahn und Elend kommen fühlbar rüber. Und wie in dem Album von Sylvain Dorange und Pascal Bresson über Beate & Serge Klarsfeld, die Gestapo-Chef Klaus Barbie gejagt haben, wird auch in diesem Band deutlich, dass noch lange nach Ende des 2. Weltkriegs faschistische Verbindungen in hohen Positionen in Deutschland existiert und den ehemaligen Massenmördern geholfen haben. Ein Album, das wie das über Klarsfeld in keiner Schulbibliothek fehlen sollte.

Jörg Mailliet, Matz, Olivier Guez: Das Verschwinden des Josef Mengele
Aus dem Französischen von Werner Kügler
192 Seiten, gebunden, 25,- Euro, Knesebeck, ISBN 978-3-95728-756-4
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