Wo sind die großen Tage geblieben?

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Das ist ein bisschen irritierend: Statt den zweiten, und damit den abschießenden Band von Helena zu publizieren (der soll im April erscheinen), legt Splitter wieder ein neues Album auf, das von Jim geschrieben wurde. Auch hier dreht sich alles um Beziehungen, Freundschaft und – Männer in der Midlife-Crisis. Hugo, Etienne, Jean-Marc und Fred waren mit Anfang 20 wilde Kerle. Sie haben die Nächte durchgefeiert, sich mit Frauen amüsiert und das Leben genossen. Das war gefühlt erst gestern, und heute wachen sie auf, sind um die 40, hängen in Beziehungen, die sie einengen, lügen ihre Freundinnen an, und das Leben scheint gelaufen zu sein. Jedenfalls ist nichts Aufregendes mehr in Sicht, und Fred ist sogar schon tot. Er hat sich erschossen.

Am Tag der Testamentseröffnung übergibt der Notar den drei übrig geblieben Freunden Geschenke, die der Verstorbene ihnen hinterlassen hat. Einen Roman von Sartre, ein Einrad, eine Zwille und eine Ziehharmonika – was hat sich Fred dabei gedacht? Während sie versuchen, Sinn in den Abschiedsgeschenken ihres Freundes zu finden, kreisen sie um ihre verlorenen Träume. Die geplanten Künstler-Karrieren endeten in mittelmäßigen Jobs, und in den Beziehungen lebt man gepflegt nebeneinander her. Kann das schon alles gewesen sein?

Die Geschichte liest sich unterhaltsam wie immer, wenn Jim erzählt. Aber in all seinen Alben immer wieder die Mittelmäßigkeit von Männern vorgeführt zu bekommen, die sich in Konventionen gefangen fühlen, und ihr Gejammer darüber zu lesen, wo denn jetzt die großen Tage geblieben seien, statt die Eier zu haben, zu sich und seinen Bedürfnissen zu stehen, nervt. Das Album an sich ist ok. Aber wenn man zwei, drei Comics von Jim gelesen hat, reicht es irgendwann.

Alex Tefenkgi, Jim: Wo sind die großen Tage geblieben
160 Seiten, gebunden, 24,80 Euro, Splitter, ISBN 978-3-95839-151-2
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3 Gedanken zu “Wo sind die großen Tage geblieben?

  1. Ist die Geschichte eigentlich abgeschlossen, oder der Auftakt zu einer Serie? Besonders, wenn es (wie beschrieben) schnell reicht, möchte ich mich nicht längerfristig binden. 😀

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