De Profundis

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De Profundis – aus der Tiefe des Meeres bezieht ein Maler seine Visionen. Er lebt mit seiner Geliebten in einem Haus mitten im Ozean. Während sie jeden Abend auf der Veranda Cello spielt und den vorbeiziehenden Walen zusieht, fährt er mit den Fischern auf das Meer, um sich inspirieren zu lassen. Doch eines Tages ist alles anders, und er kommt nicht mehr zurück – jedenfalls nicht so, wie er gegangen ist.

Miguelanxo Prado hat um eine Serie von von ihm gestalteten Gemälden eine Geschichte geschrieben, die man als eine Art poetische Fantasy bezeichnen könnte. De Profundis ist also kein Comic im üblichen Sinn, sondern eine Sammlung wunderschöner Bilder mit – man muss es so sagen – streckenweise leider grottenschlecht geschriebenen Texten (was aber auch an der Übersetzung liegen kann).

Die plüschig-verkrampfte Schreibe stört aber nicht weiter, denn der Text ist kurz, und wenn man ihn gelesen hat, kann man sich ganz auf die Bilder konzentrieren. Und die sind, wie man das von Prado gewohnt ist, erste Sahne. Was er den Tiefen des Meeres an Raum und Farbe abgewinnt, was er an Lebewesen und Ereignissen hineinphantasiert, ist einfach nur wunderschön. Und die Gesichter, die er zeichnet, waren schon immer eine Klasse für sich.

Damit nicht genug, hat Prado die Bilder auch noch zu einem Trickfilm von 75 Minuten Länge montiert (die DVD liegt dem Album bei), der die verträumte Atmosphäre der Geschichte ausgezeichnet transportiert. Alles in allem ein wunderschönes Album für alle Freunde wirklich kreativer Fantasy.

TOP TEN 2008

Miguelanxo Prado: De Profundis
88 Seiten, gebunden, 29,- Euro, Salleck Publications im Eckard Schott-Verlag, ISBN 978-3-89908-265-4

> Filmtrailer:

Ein Gedanke zu “De Profundis

  1. Hallo, ich war damals bei der Übersetzung live dabei. Dem Werk ist anzulasten, dass ein Vorwort fehlt, das dem Leser zunächst die Funktion des Textes heranträgt. Dieser sollte genau genommen laut vorgelesen werden, dann würde sich einem erst eröffnen, dass man genötigt wird, in einen Sprechgesang zu verfallen und die Bilder damit zu vertonen. Den spanischen Machern des Werkes kam wohl der optimistische Gedanke, den Leser in eine Art Meditation schicken zu können.

    Klar ist man dieses Deutsch nicht mehr gewohnt, kam es doch das letzte Mal bei so altem Kram des ausgehenden 18. Jahrhunderts vor. Es lag ein lyrischer spanischer Text zugrunde, dort „Spaghetti-Satz“ genannt, wo mit Untersätzen nicht gegeizt wird. Eine vergessene Disziplin, die es offiziell auch (noch) im Deutschen gibt.

    Dessen Übersetzung hat zugegebenermassen allen Beteiligten den Kopf rauchen und den Bauch schmerzen lassen, aber ein Deutsch auf dem Niveau, wie man es von der Sendung mit der Maus kennt, hätte mit dem Dekompressionsfaktor 5:1 jeglichen verfügbaren Raum gesprengt, ganz zu Schweigen von der Atmosphäre, die dann noch übrig geblieben wäre. Über jeden einzelnen Satz wurde regelrecht Gericht gehalten und verblieb dann mit dem Kommentar „machs erst mal besser“.

    Der Auftrag lautete Übersetzung, nicht Neuinterpretation. „Plüschig-verkrampft“, ja – so ist dem Übersetzer der Text bereits im Original begegnet. Aber „grottenschlecht“? So weit hätte es vielleicht Panini oder Ehapa kommen lassen, aber niemals Eckart.

    Mein persönliches Erlebnis: Das Buch richtig „verwendet“ macht das Einlegen der DVD obsolet.

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