Schönes neues Jahr

Während ökonomischer Krisen wachsen soziale Unruhen. Statt mit einer sinnvollen Sozialpolitik zu reagieren, wird der Protest meist niedergeknüppelt und die Beteiligten kriminalisiert. Angesichts von Finanz- und Eurokrise ein Thema, das auch in Europa zunehmend Relevanz bekommt. In den Vorstädten von Paris, London und anderen Metropolen brodelt es seit langem.

Baru (Elende Helden / Hau die Bässe rein, Bruno!) ist ein Zeichner, der wie kaum ein anderer solche Probleme thematisiert. Und sich dabei oft als Prophet entpuppt. Von den drei Geschichten dieses Albums beschäftigen sich zwei mit den Lebensbedingungen der Menschen in den Banlieues der französischen Großstädte, in denen es 2005 zu Aufständen kam, die sich über ganz Frankreich ausbreiteten. Interessant daran ist, dass Baru seine Geschichten schon zehn Jahre vorher geschrieben hat.

In seinem Album hat die Regierung eine einfache Lösung gefunden: Rund um die Wohngebiete der Erwerbslosen und Migranten wurde eine Mauer gezogen, der Zugang zum Stadtzentren gesperrt. Bewaffnete Posten sorgen dafür, dass niemand passieren kann. Das führt  zu Versorgungsengpässen in vielen Bereichen. Selbst Kondome kann man nur noch unter Lebensgefahr besorgen. Eine Clique Jugendlicher versucht, das Problem auf ihre Weise zu lösen. Ein starkes, im Grunde auch sehr aktuelles Album, in dem Baru sich auch in der dritten Geschichte, die von dem Konflikt zwischen Katholiken und Protestanten in Nordirland handelt, wieder als Meister spannender Storys mit sozialem Hintergrund zeigt.

Baru: Schönes neues Jahr
144 Seiten, schwarzweiß, 15,- Euro, Edition 52, ISBN 978-3935229890

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