Polina

Der in Paris lebende Zeichner Bastien Vivès ist noch keine 30 Jahre alt, liefert aber schon Comics ab, die Suchtpotential entwickeln. Bereits sein Album In meinen Augen war genial – Polina ist fast noch besser.

Polina Ulinow ist eine Ballerina – oder genauer gesagt: ein junges Mädchen, das eine Ballerina werden will. Deshalb lässt sie sich von Bojinski ausbilden, einem strengen, nach den Regeln des klassischen Balletts arbeitenden Meister, der seinen Schülerinnen alles abverlangt. Nicht selten fließen dabei Tränen. Und nicht selten brechen Schüler die Ausbildung ab.

Das bessert sich auch nicht, als Polina zum Theater wechselt, dessen Leiterin nur auf modernes Ballett steht und nicht müde wird zu betonen, dass ihre Hauptarbeit darin besteht, ihren Schülerinnen das bei Bojinski Gelernte wieder abzugewöhnen. Polina ist verwirrt. Alles läuft an ihr vorbei. Da trifft es sich, dass sie auf einem Festival eine freie Ballettgruppe kennenlernt, der sie sich samt Freund und Freundin anschließt.

Die über mehre Jahre laufende Geschichte ist spannend aufgebaut. Vivès kann Zeitabläufe strukturieren und die Neugier des Lesers konstant hoch halten. Und während er in Der Geschmack von Chlor vorwiegend mit grünen und Türkistönen gearbeitet und in In meinen Augen die ganze Farbpalette seiner Buntstifte genutzt hat, reichen ihm hier Schwarzweiß und eine beige Deckfarbe, um Leben in Gesicht und Körper zu bringen. Ein wunderschöner Comic über Tanz, Ballett und Bewegung und über das Spannungsverhältnis zwischen Schülerin und Meister. Absolut erstklassig. Und von französischen Comic-Journalisten mit dem Grand prix de la critique als bester Band des Jahres ausgezeichnet.

Bastien Vivès: Polina
208 Seiten, zweifarbig, 24,- Euro, Reprodukt, ISBN 978-3-941099-91-3
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