Der Junker von Ballantrae

In Familien gibt es immer Ärger. Das war schon 1745 so: „Ein windumtostes Schloss im schottischen Hochland, der steinerne Koloss gespenstisch aufragend aus dem Nebel, Wohnstadt für Krähen. Im Hintergrund das Donnern der Meeresbrandung, die gegen schwarze Felsen schlägt, und dazu der Sturm der Geschichte, der sich hinter den heidefarbenen Hügeln zusammenbraut. Wir schreiben das Jahr 1745.” Die Geschichte von den beiden ungleichen, verfeindeten Brüdern James und Henry aus dem Adelsgeschlecht Durrisdeer und Ballantrae von Robert Louis Stevenson ist einer der großen Abenteuerromane der Weltliteratur. (Verlagstext)

Ein Abenteuerroman ist es auch. Aber im Grunde ist es eine dieser typischen Familiengeschichten, in denen sich die künftigen Erben um das Tafelsilber streiten. In dem Fall kommt noch ein Krieg dazu, in dem König George mit den Stuart-Erbfolgern um den Thron kämpft. Das bringt den Vater der beiden Brüder in arge Bedrängnis. An wessen Seite soll er sich stellen? Da er sich mit keinem der Adligen überwerfen will, plant er, seinen jüngeren Sohn Henry zu den Stuarts zu schicken, während sein Ältester, der Junker von Ballantrae, zu Hause bleiben und dem König die Treue halten soll. Dann kann der auch die schöne Alison heiraten.

Dummerweise haben seine Kinder eine andere Meinung. Da sie sich nicht einigen können, entscheidet das Los: Der Junker zieht ins Feld. Henry bleibt bei seinem Vater und findet ebenfalls Gefallen an Alison. Das wiederum missfällt dem Junker, und so werden Intrigen und Ränke geschmiedet und die Tragödie nimmt ihren Lauf. Der Junker durchlebt allerlei Abenteuer, während sich sein Bruder vor der Gefahr durch den Junker schützen muss. Das wird spannend erzählt, und an Abwechslung mangelt es nicht.

Was allerdings hauptsächlich für diesen Band spricht, sind die Aquarellzeichnungen von Hippolyte. Seine wunderschönen Ton-in-Ton-Kolorierungen machen das Album auch für Leser interessant, die nicht unbedingt Fans altertümlicher Geschichten von R.L.Stevenson (Der Selbstmörderclub) sind. Eine Erzählung für Winterabende lautet ihr Untertitel. Was meint, dass sie wunderbar in einem Lesesessel neben einem Kaminfeuer kommt, dessen Flammen unheimliche Schatten an die Wand flackern.

Top 10 2016

Hippolyte, R. L. Stevenson: Der Junker von Ballantrae
192 Seiten, gebunden, 34,80 Euro, schreiber&leser, ISBN 978-3-96582-103-3
> Leseprobe

Kommentieren?

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..