Maria und ich

Na, ob das wirklich ein Comic ist? Ich bin mir nicht sicher. Miguel Gallardo ist in erster Linie Illustrator, und so wirkt dieses Album auch: als eine Art Bericht mit Illustrationen, die – man werfe einen Blick in die Leseprobe – nicht gerade begeistern. Trotzdem ist es kein uninteressantes Album.

Gallardo erzählt von einem Urlaub, den er mit seiner 12jährigen Tochter Maria auf Gran Canaria gemacht hat. Maria ist Autistin. Sie lebt in ihrer eigenen Welt und liebt es, stundenlang am Strand zu sitzen und den Sand zu beobachten, den sie durch die Finger rieseln lässt. Mit ihrer Umwelt kommuniziert sie auf eher ungewöhnliche Weise. So hat sie beispielsweise die Fähigkeit, sich die Namen sämtlicher Personen merken zu können, die bei einem bestimmten Ereignis anwesend waren, und sich durch die Aufzählung der Namen an die damit verbundenen Begebenheiten zu erinnern. Völlig egal, wie lange es her ist.

Ihre Kommunikationscodes zu entschlüsseln, ist nicht so schwer, wie die nicht über ihre Krankheit informierte und auf sie oft genervt reagierende Umwelt annimmt. Ihre Familie und ihre Freunde kommen prima mit ihr klar, und durch die Schilderung ihrer Verhaltensweisen rückt der Vater die Tochter vom Rand wieder in die selbstverständliche Mitte der normalen Welt. I´m unique just like everyone else hat sie auf ihrem T-Shirt stehen, und das Verdienst dieses Albums besteht darin, dem Leser exakt dieses Gefühl zu vermitteln. Informativ, ohne in irgend einer Weise belehrend zu sein, und einen Unterhaltungswert kann man ihm auch nicht absprechen. Mehrfach ausgezeichnet.

Maria + Miguel Gallardo: Maria und ich
68 Seiten, zweifarbig, gebunden, 14,- €, Reprodukt, ISBN 978-3-941099-28-9
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