Elende Helden

Barus Figuren sind alles andere als schön. Sie wirken elend und verlebt und haben statt Gesichtern oft Fratzen, aus denen dem Leser mal nackte Verzweiflung, mal explodierende Gewalt entgegen schreit. Das ist nicht erstaunlich, denn Baru zeichnet das Leben derjenigen, die am unteren Ende der Gesellschaft angekommen sind. Sein Zeichenstil ist gewöhnungsbedürftig, entwickelt aber schnell einen sehr eigenen Suchtfaktor.

Für dieses Album hat Pierre Pelot das Szenario geschrieben – nicht mit der Feder, sondern, wie auf der Rückseite des Albumcovers behauptet wird, „mit der Axt.“ Das mag gut sein, denn es trifft die Atmosphäre dieses Albums sehr gut. Die Zutaten zu diesem Comic, der als eine Art Krimi angelegt ist: Ein vermisstes Kind, eine Betreuerin, die eine falsche Entscheidung getroffen hat, eine Horde immer hungriger Katzen, ein sich von Aliens verfolgt fühlender Landwirt, ein Mann, dem die Kindheit im Waisenhaus nicht bekommen ist, und ein Journalist, der die Wahrheit nicht schreiben darf, weil das die Geschäfte seines Herausgebers stört.

Das Ergebnis ist eine spannende, rundum erstklassige, wenn auch leicht skurrile Geschichte, bei der der Titel Programm ist. Kongenial umgesetzt von einem Baru in Bestform. Wer sich fragt, wie Amokläufe wie der in Winnenden zustande kommen, findet hier vielleicht ein paar Antworten.

Baru, Pierre Pelot: Elende Helden
96 Seiten, 18,- Euro, Edition 52, ISBN 978-3-935229-71-5

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