Allzumenschliches

Ein ironischer Ausflug in die Welt der Philosophie: Ob Nietzsche, Kant oder Aristoteles – kein Philosoph kann sich dem modernen, feministischen Blick von Catherine Meurisse entziehen. Mit viel Humor widmet sie sich den populärsten philosophischen Theorien der Geschichte. Eine Graphic Novel voller unterhaltsamer Dialoge und burlesker Inszenierungen, die die Regeln und Codes des universellen philosophischen Denkens ausloten und hinterfragen. Freud, Sokrates, Schopenhauer, Voltaire, Rousseau, Simone de Beauvoir. Sie alle sind hier versammelt. Um diese Philosoph*innen zu verstehen, inszeniert Catherine einen Austausch zwischen ihnen und einer modernen jungen Frau, die fest entschlossen ist, ihr Weltbild auf die Probe zu stellen. Die Leichtigkeit und der Humor sind hier der Schlüssel zum Erfolg. (Verlagstext)

Leichtigkeit und Humor waren schon immer das Markenzeichen von Catherine Meurisse. Beispielsweise in ihren federleicht hingetupften Alben Weites Land und Nami und das Meer. Der Titel ihres aktuellen Albums bezieht sich auf den Nietzsche-Band Menschliches, Allzumenschliches – Ein Buch für freie Geister, der 1878 erschienen ist. Freigeistin Meurisse nimmt sich jeweils eine Doppelseite, um die geistigen Ergüsse von Nietzsche und anderen Denkern ironisch zu hinterfragen. Ursprünglich monatlich im Philosophie Magazin erschienen, liegen sie in diesem Album gesammelt vor.

Das Ergebnis? Schon die ersten zwei Seiten, in denen sie Descartes im Sei Schön & Schweige Salon auf die Schippe nimmt, sind zum Brüllen komisch. Das liegt nicht nur am Inhalt – das liegt auch an ihren Figuren, die, wie so oft, mehr Karikatur als Illustration sind. Neben Philosophen amüsiert sich Meurisse auch mit anderen historischen Gestalten: Statt Odysseus genießt bei ihr Penelope erotische Freuden, Heraklit hat Probleme mit der Umweltverschmutzung, Cioren wird abgetrieben, Aristoteles zum Werbe-Grafiker, die Wanderung Walden mit Thoreau ist selbst für Ökos eine Qual, und Don Juan muss feststellen, dass er gegen Tinder keine Chance hat. Das ist spaßig zu lesen.

Aber: Philosophisches Grundwissen sollte vorhanden sein, wenn man das Album genießen möchte. Wer schon bei noch halbwegs bekannten Autoren wie Pascal, Machiavelli oder Kierkegaard ins Schleudern kommt, wird bei Theoretikern wie Deleuze, Frege, de Tocqueville oder Baudrillard erst recht Probleme haben, die Gags zu verstehen. Und in Anlehnung an den guten alten Sokrates vielleicht am Ende feststellen müssen: Ich habe verstanden, dass ich nichts verstanden habe.

Catherine Meurisse: Allzumenschliches
Aus dem Französischen von Lilian Pithan
96 Seiten, gebunden, 25,- Euro, Carlsen, ISBN 978-3-551-73099-2
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