Antananarivo

Die Suche nach einer Vergangenheit, die es so nie gegeben hat: Zahllose Expeditionen in alle vier Himmelsrichtungen und über die sieben Weltmeere, Kämpfe, Intrigen, Affären – das Leben des alten Jo ist das eines echten Abenteurers. Und der nicht weniger betagte Amédée ist seinen Geschichten heillos verfallen und träumt sich während ihrer rumseligen Treffen in exotische Länder. Darum stürzt Jos plötzlicher Tod den Notar im Ruhestand, der seine Heimatprovinz nie verlassen hat, in eine schwere Sinnkrise. Bis er erfährt, dass der Nachlass seines weitgereisten Freundes ungeklärt ist. Kurzentschlossen setzt Amédée sich ans Steuer seines orangenen Coupés und begibt sich auf die Suche nach einem möglichen Erben. »Antananarivo« ist die Geschichte zweier Menschen, die unterschiedlicher kaum sein könnten… (Verlagstext)

Ist sie. Das wird auch Amédée klar, als er in seiner alten Karre durch die Lande gurkt und dabei gegen seine Rückenschmerzen kämpft. Was allerdings, wie sich herausstellt, noch die harmloseren Probleme sind, denn die Menschen, die er auf der Suche nach dem möglichen Erben um Rat fragt, sind wenig auskunftsfreudig. Seine Frau (die eine Überraschung für ihn parat hat, aber damit lieber wartet, bis Amédée es selbst herausfindet) fragt sich derweil, was wohl in ihren Mann gefahren ist – so umtriebig war er die ganzen Jahre nicht.

Das Album lebt von dem Gegensatz zwischen den Gewohnheiten eines in die Jahre gekommenen, liebenswerten Bürokraten, und denen seines verstorbenen Freundes, der wusste, wie man die Welt zu nehmen hat, wenn man sich in ihr durchsetzen will. In der Hinsicht hat Amédée noch viel zu lernen. Eine mit leisem Humor erzählte Geschichte, deren Bilder vor allem durch die Mimik ihrer Protagonisten wirken. Da gibt es noch echte Charaktere.

Sylvain Vallée, Mark Eacersall: Antananarivo
Übersetzung: Tanja Krämling
136 Seiten, gebunden, 29,80 Euro, Splitter, ISBN 978-3-96792-286-8
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