Das dritte Auge + Alena

Zwei Alben zwischen Mystik und Horror: Mickaël ist ein talentierter Lehrling der Glasmalerei und arbeitet auf der Baustelle von Notre-Dame, und für diese Aufgabe ist er auf einzigartige Weise begabt, denn er ist Synästhetiker: Geräusche und Musik sind für ihn Farben und Figuren. Mickaël sieht anders, mehr als normale Menschen. Bei dem Versuch, durch Drogen die Grenzen seiner Fähigkeiten auszuloten, sprengt Mickaël diese aus Versehen – sein drittes Auge öffnet sich und offenbart ihm eine fremdartige, kaleidoskopisch verzerrte Sicht auf Paris und seine Bewohner. Doch auf Licht folgt immer Schatten, und zwischen den unfassbaren Farbströmen lauert schreckliche Finsternis… »Das dritte Auge« ist mehr als ein Comic: ein assoziativer, fast halluzinogener Farbrausch aus Licht, Schatten und Form, eine Reise ins Übersinnliche und Unterbewusste – ein Erlebnis, wie es nur Olivier Ledroit auf die Seite zu bannen vermag. (Verlagstext)

Von dieser Trilogie ist jetzt der erste Band erschienen, und ja: assoziativer, fast halluzinogener Farbrausch trifft es absolut. Wie gut Ledroit mit Farben umgehen kann, hat er schon in seiner Fantasy-Operette Wika demonstriert. Auch Das dritte Auge glänzt mit bunten Geometriekaskaden, an und in denen es viel zu sehen gibt. Der Nachteil des Albums ist das unsägliche metaphysische Geschwurbel, das die Handlung begleitet und erklären soll: In der mentalen Dekohärenz kommt es zu unvorstellbaren Verschmelzungen. In dem Album wimmelt es von solchen Sätzen. Allerdings wimmelt es auch von Bildern, die an ziemlich abgefahrene LSD-Trips erinnern. Man kann das Album also durchaus auch nur ihretwegen lesen.

Olivier Ledroit: Das dritte Auge 1: Die Stadt der Lichter
Übersetzung: Harald Sachse
112 Seiten, gebunden, 22,- Euro, ISBN 978-3-96792-368-1
> Leseprobe

Ein Album über Mobbing und darüber, wie mensch unangenehme Ereignisse verdrängen kann. Und darüber, wie man sich mit einer schizophrenen Persönlichkeit nervige Typen vom Hals hält: Alenas Leben ist die Hölle. Seit dem ersten Tag an ihrer neuen Schule wird sie von ihren versnobten Mitschülern schikaniert, und auch die Lehrer haben es auf sie abgesehen. Alenas beste Freundin hat genug davon. Wenn sich Alena nicht selbst zur Wehr setzen kann, muss Josephine das eben für sie übernehmen. Es gibt da nur ein winziges Problem … Josephine ist seit einem Jahr tot. (Verlagstext)

Es fängt damit an, dass Alena auf sich auf Anraten von Josephine ihre schönen langen Haare abschneidet. Weil die Lehrer in ihrer Eliteschule meinen, sie müsse sich anpassen – und nicht ihre Mitschülerinnen, die sie pausenlos nerven. Aber die Kurzhaar-Alena ist nicht anpassungsfähiger. Sie verwandelt sich im Gegenteil in eine ruppige Punkfrau, mit der man sich nicht anlegen sollte. Schon gar nicht, wenn eine spitze Schere in Reichweite ist. Doch die echten Probleme beginnen erst, als die Dinge sich verselbstständigen und nicht mehr ganz klar ist, wer genau jetzt was tut. Eher konventionell gezeichnet, aber spannend geschrieben.

Kim W. Andersson: Alena
120 Seiten, 15,95 Euro, Insektenhaus, ISBN 978-3-948800-33-8

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