Mythos Beethoven

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Zum Geburtstag alles Gute – auch wenn man schon 200 Jahre tot ist. Das gilt auch für Beethoven. Verlagstext: In dieser episodenhaft erzählten Graphic Novel betrachtet Moritz Stetter das Leben des musikalischen Genies auf eine ungewöhnliche und eindrucksvolle Weise. Ganz nach dem Rhythmus Beethovens gestaltet, erkundet die Erzählung in ausgewählten Episoden wichtige Stationen des Komponisten. Sein überragendes Talent und seine Beliebtheit beim Publikum werden ebenso thematisiert wie seine Überheblichkeit gegenüber seinen Zeitgenossen und Gönnern und der allmähliche Verlust seines Gehörs. Gleichzeitig wird aber auch die Rezeption von Beethovens Werk nach seinem Tod behandelt sowie das ikonenhafte „Beethoven-Künstlerbild“ hinterfragt.

So ist es. Nach Rem Broos und Peer Meters Beethoven – Unsterbliches Genie jetzt also noch ein Werk zum 250. Geburtstag des Meisters. Und wie Meter tappt auch Stetter nicht in die typische Biografen-Falle, in der Wikipedia-Episoden formelhaft aneinander geklebt und mit mittelmäßigen Zeichnungen illustriert werden. Nein, beide haben so ihre eigenen Ideen, um das Leben dieses Musikers nachvollziehbar zu machen. Während Meter allerlei fragwürdige Gestalten an Beethovens Totenbett versammelt, die nicht immer nachprüfbare Anekdoten aus der Vergangenheit des Verstorbenen erzählen, charakterisiert Stetter den Jubilar durch Zitate seiner Zeitgenossen.

In den Logen des ersten Ranges verbargen sich viele junge und anmutige Gesichter, um ein hemmungsloses Schluchzen zu unterdrücken. Einige junge Menschen lachten laut, andere zerrten an ihren Haaren und krümmten sich in absonderlichen Stellungen. Madame Malibran erlitt einen so heftigen Nervenanfall, dass sie aus dem Saal getragen werden musste. Im gleichen Augenblick musste eine weitere Dame in Tränen aufgelöst das Theater verlassen. Nein, keine Reportage über ein Rockkonzert, sondern der Bericht von Hector Berlioz über die Aufführung von Beethovens 5. Sinfonie im Jahr 1828 in Paris.

Solche Beschreibungen vermitteln mehr von Beethovens Zeit, Leben und Musik als die nackte Aneinanderreihung biografischer Daten. Hier geben sich Genie und Wahnsinn ein fröhliches Stelldichein. Die Gesellschaft stört sich an Beethovens oft flegelhaftem Benehmen, feiert aber auf der anderen Seite seinen Individualismus, während der Meister selber störrischer wird, je mehr seine Taubheit zunimmt. Ein unterhaltsames Album, das man gut zusammen mit Meters Beethoven lesen kann.

Moritz Stetter: Mythos Beethoven
96 Seiten, gebunden, 25,- Euro, Knesebeck, ISBN 978-3-95728-441-9
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