
Die Sex Pistols waren eine schräge Truppe, die den eingeschlafenen Rock-Zirkus der 1970er Jahre gehörig aufmischten. Hier kommt sowas wie ihre Biografie. Verlagstext: Wilde, skandalträchtige Mucke gepaart mit Drogenexzessen, Schimpfkanonaden gegen das Publikum und Auftrittsverboten allerorten. In den 1970ern erschüttert eine Revolte die Musikszene, wie es sie davor noch nicht gegeben hat. Vier Chaoten zeigen dem britischen Establishment den blanken Hintern. Und wie! Skandal-Hits wie „Anarchy In The UK“ oder „God Save The Queen“ werden für immer unvergessen bleiben und die Sex Pistols sollten zu einer der wichtigsten und einflussreichsten Bands der Musikgeschichte und der Punkbewegung werden. Diese – von Jim McCarthy rasant erzählte und von Steve Parkhouse wunderbar lebhaft illustrierte – Graphic Novel erzählt ihre Geschichte, den rasanten Aufstieg und den noch rasanteren Fall …
Schon wieder so ein Comic, der mit einem dieser abgefuckten, sich selbst beweihräuchernden Vorworte um die Ecke kommt, um dem verfickten Leser gleich auf den ersten Seiten klar zu machen, wie beschissen genial die ganze Scheiße damals war. (Falls euch mein Vokabular irritiert – ich versuche, mich den Dialogen des Comics anzupassen, die hauptsächlich darin bestehen, so oft wie möglich die Worte fuck, Fotze, verpisst, abgewichst und ähnliche Geistreichigkeiten auf die Seiten zu bringen – wohl um der Sache möglichst viel Authentizität zu verleihen.)
Viel Inhalt ist da tatsächlich nicht – auf Wikipedia erfährt man mehr über die Band. Im Grunde werden hier nur ein paar typische Episoden hintereinander geklatscht, und fertig ist das Album. Auf die Charaktere der Musiker oder ihre persönliche Entwicklung wird nur fragmentarisch eingegangen. Auf ihre musikalischen Vorstellungen (soweit sie welche hatten) und die entsprechenden Differenzen untereinander auch nicht größer.
Wer also mehr über die Sex Pistols wissen will, als bereits allerorten kolportiert worden ist (ihr Equipment haben sie von anderen Bands geklaut, Drogenexzesse, Knast, und ja, Musik haben sie gelegentlich auch gespielt, wenn die Konzerte gerade mal nicht verboten und die Plattenverträge nicht wieder gekündigt waren), wird in diesem Album wenig erfahren. Dafür schmeißt Steve Parkhouse seine Bilder gelegentlich so rotzig über die Seiten, wie die Band damals gespielt hat, was dazu führt, dass das Album sich liest, wie ein Sex-Pistols-Song klingt. Womit die Sache wieder rund wäre. Ja, warum nicht – kann man mal so machen.
Steve Parkhouse, Jim McCarthy: Sex Pistols – Die Graphic Novel
100 Seiten, gebunden, 19,- Euro, Panini, ISBN 9783741621727