Comic!-Jahrbuch 2024

Das Comic!-Jahrbuch 2024 ist erschienen, und hat, wie immer, jede Menge interessanten Lesestoff zu bieten. Den Anfang macht Stefan Pannor mit seinem Beitrag Disney-Comics, Rassismus und Zensur. Ein 52 Seiten langes Textfragment. Pannor beschreibt die Entwicklung von Disney im Spiegel der jeweiligen Zeit. Da stecken viele Informationen drin, es hört aber gegen Ende des Zweiten Weltkriegs auf. Ob Pannor eine Fortsetzung schreiben wird, ist unklar.

Um die Frage Fortsetzung geht es auch in 20 Jahre „Deutsche Comicforschung“, einem Interview, das Andreas Dierks mit Comicforscher Eckart Sackmann geführt hat. Die von Sackmann ins Leben gerufene Publikation Deutsche Comicforschung, die wie das Comic!-Jahrbuch jährlich erscheint, wird es möglicherweise bald nicht mehr geben. Und zwar deshalb, weil Sackmann sie aus Altersgründen nicht mehr lange weitermachen kann, und keine qualifizierten Nachfolger in Sicht sind.

Interessant ist auch das Gespräch, das Burkhard Ihme mit Nils Oskamp geführt hat. Von Oskamp ist der Comic Drei Steine, in dem er über seine Schulzeit in Dortmund berichtet, wo er regelmäßig von Neonazis zusammengeschlagen worden ist, weil er sich ihrer Propaganda entgegengestellt hat. Oskamp erzählt von der Entstehung des Albums, und von den Reaktionen auf die Lesungen, die er unter anderem in Schulen gehalten hat.

So, und jetzt bitte alle mal die Hand heben, die davon genervt sind, dass Serien toter Zeichner von anderen Zeichnern fortgesetzt werden. Selbst wenn die Verstorbenen sich dagegen ausgesprochen haben. Macht es wirklich Sinn, Reihen wie Asterix, Gaston + Co. endlos weiterzuführen? Was haben diese Fortsetzungen noch mit der Ursprungsidee der Serie zu tun? Dieser Frage geht Wolfgang Höhne in seinem Beitrag Neues Leben für alte Helden nach.

Auch Künstliche Intelligenz ist in dem neuen Jahrbuch wieder Thema: Über den Sinn von Comicübersetzung mittels KI haben Stefan Pannor und Hanna Reininger mit Übersetzern gesprochen, und der Beitrag von Hannes Rall beschäftigt sich mit Animationsproduktion und KI. Daneben gibt es Infos über die Comicmärkte in den USA und den Niederlanden, Andreas Alt stellt das neue Comicmagazin GRAPHICA vor, über das Internationale Trickfilm-Festival Stuttgart berichtet Thorsten Hanisch, und die ICOM-Preisträger 2024 (u.a. Herzschlag von Hertfelder) sind ebenfalls mit dabei. Das und einiges mehr, wie immer mit vielen farbigen Illustrationen auf 216 Seiten, für schlappe 15,25 Euro.

Burkhard Ihme (Hrsg.): Comic!-Jahrbuch 2024
216 Seiten, 15,25 Euro, ICOM, ISBN 9783888349546

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