Unterm Sternenzelt

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Das kommt dann doch überraschend: Als die drei Clochards Amédée, Prie-Dieu und La Merguez unter ihrer Lieblingsbrücke an der Seine aufwachen, bekommen sie Besuch von der Polizei. Die Stadt Paris hat Großreinemachen angeordnet, und dazu gehört auch die Säuberung der Seineufer von Pennern – damit die Touristen nicht dauernd drüberstolpern. Die Polizei verspricht zwar, sie in den Süden zu fahren, wo sie sich von der Sonne bräunen lassen können, doch wer traut schon den Versprechungen von Uniformierten. Zum Glück taucht just in diesem Augenblick ein Rechtsanwalt auf der Suche nach Amédée auf. Amédées Tante ist verstorben und hat ihm ihr Haus vermacht. Unter der Bedingung, dass er auf ihren Sohn Nicolas aufpasst. Eigentlich kein Problem, aber Nicolas hat das Down-Syndrom, und obendrein den Wunsch, wie sein Vorbild Juri Gagarin zu den Sternen zu fliegen. Und wenn Nicolas sich etwas vorgenommen hat…

Ducoudray erzählt eine ebenso spannende und wie unterhaltsame Geschichte. Probleme und Verwicklungen entstehen nicht nur aus dem schwer vorhersehbaren Verhalten von Nicolas. Auch die Vergangenheit der ein oder anderen Person gibt Rätsel auf, die nicht immer zum für sie günstigsten Zeitpunkt gelüftet werden. Ducoudrays kauzige Charaktere haben Charme, sind eher hilflos im Umgang mit Behörden, haben aber genug Fantasie, um unkonventionelle Ideen zu entwickeln.

Die Zeichnungen von Anlor sind nicht weniger originell. Der Gemütszustand der Protagonisten kommt immer treffend rüber. Splitter hat die beiden Bände als Double publiziert, was den Vorteil hat, dass man nicht ewig auf die Fortsetzung warten muss. Amüsant zu lesen und schön anzuschauen.

Anlor (Amère Russie), Aurélien Ducoudray: Unterm Sternenzelt
104 Seiten, gebunden, 22,80 Euro, Splitter, ISBN: 978-3-96219-014-9
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