Ein Roadtrip der besonderen Art. Verlagstext: Die neunzigjährige Marie-Louise hat Alzheimer. Nach einem waghalsigen Fluchtversuch aus dem Pflegeheim entscheidet ihre Tochter, dass sie durch starke Medikamente ruhiggestellt werden muss. Marie-Louises Enkelin Clémence jedoch kann diesen drastischen Schritt nicht akzeptieren und beschließt, ihre Großmutter zu entführen. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach dem Haus aus Marie-Louises Kindheit – eine Flucht, eine Ablenkung und vielleicht ein Weg zurück ins Leben. Oder ist es eher ein Abschied? Für ihr eindrucksvolles Debütwerk schöpft Zeichnerin Alix Garin aus ihren eigenen Erfahrungen im Umgang mit Betroffenen von Demenzerkrankungen, die oft unheilbar und fast immer eine schwere Bürde für das Umfeld der Patienten sind.
Es dauert eine Weile, bis diese Geschichte in Schwung kommt – aber dann nimmt sie richtig Fahrt auf. Ausgangspunkt ist die Frage, ob man einen Mensch, der sich aufgrund geistiger Verwirrung immer wieder unabsichtlich selbst gefährdet, mit Medikamenten ruhigstellen soll, oder … – ja, oder was? Welche Alternative gibt es? Realistisch gesehen keine, falls man nicht jemanden findet, der sich rund um die Uhr um die Person kümmert. Aber wovon sollen sie das finanzieren?
Enkelin Clémence denkt nicht in Ewigkeiten, sondern handelt im Hier und Jetzt. Sie packt ihre Großmutter kurzentschlossen in ein Auto und fährt los. Denn Omi möchte gerne das Haus ihrer Kindheit wiedersehen. Das ist weit entfernt, und es stellt sich heraus, dass man auch während der Fahrt rund um die Uhr auf die eigenwillige Omi aufpassen muss. Ein gut gezeichnetes Album mit einem originellen Schluss, das manche Überraschung parat hält und ein Problem thematisiert, mit dem sich früher oder später viele von uns rumschlagen müssen.
Alix Garin: Vergiss mich nicht
Übersetzung von Harald Sachse
224 Seiten, gebunden, 29,80 Euro, Splitter, ISBN 978-3-96792-148-9
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