
Ein Krimi, der vordergründig cool und entspannt daherkommt, aber schnell eine ganz eigene Dynamik entfaltet: Jimmy ist Polizeianwärter in einem idyllischen französischen Gebirgsstädtchen, er ist fleißig, zielstrebig und angepasst, und er macht sich Gedanken über sein problembeladenes, verunsichertes Vaterland, vor allem über die ständigen Terroranschläge. Als der Maler Vincent mit seiner Teenie-Tochter Lisa aus Paris für die Sommerferien eintrifft, sucht Jimmy deren Nähe, den Hauch der großen Welt. Doch da unternimmt der alte Vincent eines Nachts einen mysteriösen Ausflug, und auf einmal ist Lisa verschwunden… (Verlagstext)
Bastien Vivès ist auch einer dieser vielseitigen Comiczeichner. Neben rundum gefühlvollen Alben wie In meinen Augen, Eine Schwester oder Polina hübscht er auch mal in die Jahre gekommene Serien mit seinen typisch stylischen Bildern auf (Corto Maltese) oder liefert zwischendurch schwächere Alben ab (Die Bluse). Nationalfeiertag gehört zur besseren Sorte. Die Zeichnungen sind edel wie immer, und in der Story, in der die Figuren anfangs scheinbar relativ beziehungslos nebeneinander her zu existieren scheinen, entwickeln sich nach und nach mehr Fragezeichen.
Welche Rolle spielt dieser Mann, der vorgibt, ein Maler zu sein, wirklich? Was hat seine Tochter damit zu tun? Ist sie überhaupt seine Tochter? Und was ist in dieser Kiste, die da bei Nacht und Nebel…? Aber das müsst ihr schon selber rausfinden. Gerade ein Nationalfeiertag scheint schließlich wie geschaffen dafür zu sein, einen Anschlag zu verüben. Dass man das nicht hundertprozentig verhindern kann, ist klar. Vivès bringt mit seinen immer stärker reduzierten Zeichnungen viel Ruhe auf die Seiten. Aber gerade dadurch entwickelt sich die Spannung umso intensiver.
Bastien Vivès, Martin Quenehen: Nationalfeiertag
Aus dem Französischen von Resel Rebiersch
256 SW-Seiten, gebunden, 24,80 Euro, schreiber&leser, ISBN 978-3-96582-116-3
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