
Eigentlich ist es logisch: Der Mond geht im Osten auf. Also müsste man im Grunde nur so weit nach Osten gehen, bis man sieht, von wo er aufsteigt. Denn das weiß bislang niemand. Vielleicht kommt der Mond aus einem Vulkan? Oder aus einer Erdspalte? Vielleicht kommt er auch aus dem Meer? Oder er pennt nachts ganz woanders?
Wir schreiben das Jahr 1325 und befinden uns in Venedig, wo Marco Polo gerade der Prozess gemacht werden soll. Man glaubt ihm nicht. Alles Unfug, was er über seine Reise berichte – so die Anklage. Da könne ja jeder kommen und Behauptungen aufstellen. Zur Prüfung des Wahrheitsgehalts hat das Gericht drei hochkarätige Wissenschaftler geladen. Die verblüffen das Gericht mit der Behauptung, dass ihrer Überzeugung nach erstens alle Angaben von Polo stimmten, was aber zweitens unwesentlich sei, denn was habe der schon erreicht? Ein bisschen durch die Gegend geschippert und an einem fernen Strand ein paar Wilden die Hand geschüttelt. Na und?
Viel wichtiger ist es ihrer Meinung nach, den Mond zu erforschen. Weshalb sie sich auf eine solche Reise vorbereitet haben. Indem sie Marco Polos Spuren folgen, wollen sie am Ende herausfinden, wo der Mond tatsächlich aus der Erde steigt. Und nicht nur das: Während er schläft wollen sie ihn besteigen, um ihn während seiner Reise über den Himmel direkt vor Ort erforschen zu können.
Joachim Brandenberg, der schon mit Tobisch ein sehr originelles Album abgeliefert hat, führt hier die Selbstverliebtheit eingebildeter Wissenschaftler ad absurdum, indem er sie auf eine Reise schickt, die eigentlich zu nichts führen kann. Eine schräge Idee, viel Fantasie und eine Geschichte, von der man sich fragt, wie sie wohl ausgehen wird, sorgen dabei für Spannung und Abwechslung. Und ganz nebenbei geht Brandenberg der Frage nach, ob der Mond überhaupt besucht werden möchte.
Joachim Brandenberg: Ein kleiner Schritt für die Menschheit
120 Seiten, gebunden, Querformat, 18,- Euro, Jaja, ISBN 978-3-946642-58-9
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Mit Himmelserscheinungen beschäftigt sich auch die zweite Neuerscheinung aus dem Hause Jaja. Seda Demiriz, freie Grafikdesignerin in Mainz und Mitglied des Illustratorinnen-Kollektivs Crush Club, erzählt in ihrem Album die Geschichte von Betty Hill, die mit ihrem Mann am 19. September 1961 im Norden der USA von einem UFO entführt, und nach einigen Untersuchungen durch die Insassen wieder freigelassen wurde. Jedenfalls behauptet sie das.
Natürlich: Die offiziellen Stellen dementieren. Ja, es sei in der fraglichen Nacht auch auf dem Radar eines benachbarten Militär-Stützpunkts ein Flugobjekt gesichtet worden. Aber ein UFO? Blanker Unsinn! Wer glaubt denn sowas…
Demiriz illustriert hier mehr oder weniger das Interview, das Betty Hill 1999 einem Journalisten gegeben hat. Wer die Geschichte kennt, wird keine neuen Infos finden. Die Frage, ob man der Frau glauben kann, muss jeder selbst entscheiden. Sehr schön lesen sich die Versuche von Wissenschaftlern, das Geschehen irgendwie in eine Logik zu bringen, die beweisen soll, dass die UFO-Begegnung niemals stattgefunden hat – so krampfhaft konstruiert diese Beweisführung auch wirken mag.
Seda Demiriz: Betty Hill
48 Seiten, schwarzweiß, 11,- Euro, Jaja, ISBN 978-3-946642-60-2
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Ein kleiner Schritt für die Menschheit… Die Beschreibung klingt ja super. Mal schauen, was die Leseprobe sagt…