
Das ist schon klasse, was der 1979 in Günzburg geborene Designer und Illustrator Joachim Brandenberg hier abliefert: Eine grafische Erzählung, die aus einer gelungenen Mischung aus Comic und Collage besteht. Mich hat es an die Technik des australischen Kreativgenies Shaun Tan erinnert – obwohl man die beiden nicht direkt vergleichen kann. Was ihnen gemeinsam ist, sind Ideenreichtum und Experimentierfreudigkeit, und das, ohne die Geradlinigkeit der Erzählstruktur dabei durcheinander zu bringen.
Grundlage von Brandenbergs Geschichte ist die Shortstory Tobin´s Palm von Altmeister O. Henry. Brandenberg macht daraus den Einwanderer Tobisch, der aus Deutschland in die USA emigriert. In der Heimat hat er sich zusammen mit seiner Frau Kati von der Hamsterzucht ernährt. Als die verboten wird, entschließt er sich, sein Glück im Land der angeblich unbegrenzten Möglichkeiten zu versuchen. Er reist zuerst, um in Amerika alles vorzubereiten. Kati soll nachkommen – und damit beginnen die Probleme, denn am Tag ihr geplanten Ankunft wartet Tobisch vergeblich. Was tun? Er entschließt sich, überall in New York Plakate mit ihrem Foto aufzuhängen, in der Hoffnung, Hinweise zu bekommen. Was er findet, sind aber nur die obskuren Vorhersagen einer Wahrsagerin.
Wie Brandenberg das optisch umsetzt ist ebenso einfalls- wie abwechslungsreich. Tolle Ideen, spannende Geschichte, und von Jaja, dem kleinen Berliner Verlag für fein illustrierte Machwerke liebevoll mit echtem Leinen am Rückensteg und Lesebändchen publiziert. Das Album wurde gemeinsam mit dem im gleichen Verlag erschienenen Comic Penner für den diesjährigen Max und Moritz-Preis nominiert. Verdient hätten ihn beide.
Joachim Brandenberg: Tobisch
108 Seiten, gebunden, 23,00 Euro, Jaja-Verlag, ISBN 978-3-943417-64-7
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